Mademoiselle de Hourtinet verbrachte die letzten Stunden des Tages am liebsten mit einem guten Buch. Es gab nichts besseres, als eine spannende Geschichte. Das Problem war nur, dass es viel zu wenige davon gab. Die ältere Dame hatte eine ganz eigene Definition, was den Unterschied zwischen einer guten Geschichte und einer schlechten ausmachte. Erst am vergangenen Tag hatte sie sich ein neues Buch gekauft, das sie gerade eben lesen wollte. Hoffentlich war es nicht so schrecklich, wie das Letzte. Doch plötzlich klingelte es an der Tür. Wer war das nur? Sie bekam doch so selten Besuch! Insbesondere Überraschungsbesuche mochte sie gar nicht. Ein wenig verärgert eilte sie durch den langen Flur der großen Villa und öffnete die Tür. Mit einer unschuldigen Miene stand vor Mademoiselle de Hourtinet die Tochter des Nachbarn. "Nanu?", wunderte sich Mademoiselle: "Was tust denn du noch hier? Du solltest doch schon längst schlafen." "Aber ich kann nicht!", antwortete das kleine Mädchen: "Von dort drüben kommt ein seltsames Jaulen und meine Eltern sind nicht da." Die Ohren von Mademoiselle de Hourtinet waren nicht mehr die Besten, aber wenn sie aufmerksam horchte, konnte sie das Jaulen auch hören. Was mochte das nur sein? Es klang fast nach einem Tier, aber ein solches Geräusch hatte sie in ihrem ganzen Leben noch nie gehört. Die Dämmerung machte sich über das Land breit. "Leg dich schlafen, Liebes.", meinte Mademoiselle de Hourtinet und legte dem Mädchen eine Hand auf die Schulter: "Ich sehe nach, was das ist." "Nein! Das geht doch nicht! Was ist, wenn es gefährlich ist?", entgegnete das Mädchen empört. So begaben sich die alte Dame und ihre junge Begleiterin auf den die Suche nach dem jaulenden Wesen. Bald stellten sie fest, dass das Geräusch aus einer alten, verfallenen Hütte kam. Sogar Mademoiselle de Hourtinet lief ein Schauer über den Rücken. Was mochten sie dort vorfinden? Langsam schlichen sie sich heran und spähten vorsichtig durch eines der alten Fenster.

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